Evangelisch-Lutherische Kirche Europäisches Russland
Die Evangelisch-Lutherische Kirche Europäisches Russland (ELKER) ist eine Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland (ELKR), die zum Verbund der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS) gehört und ihren Sitz in Moskau hat.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Evangelisch-Lutherische Kirche Europäisches Russland besteht seit 1992.
Vor 1941 beherbergte das westliche Russland noch die große Mehrzahl der Lutheraner Russlands.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es hier kaum noch Russlanddeutsche und lutherische Christen. So wurden 1975 nur vier kleine Gemeinden mit zehn bis zwanzig Mitgliedern im Wolgagebiet genannt. Aber während und nach der Perestroika wurden zahlreiche Gemeinden in Städten neu gegründet, meist aus russlanddeutschen Kulturvereinen und Lobbygruppen heraus. Da die Mehrzahl der Glieder dieser Gemeinden die deutsche Sprache nicht oder kaum beherrscht, entwickelten diese Gemeinden bald auch eine Anziehungskraft für Menschen nichtdeutscher Herkunft.
Im Jahr 1999 wurde die Zahl der Gemeinden der Regionalkirche Europäisches Russland mit etwa 150 beziffert, von denen sich die größten Gemeinden in Sankt Petersburg, Kaliningrad, Wolgograd, Saratow, Uljanowsk, Perm, Orenburg und Ischewsk befinden.
Struktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zentrum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kirchliche Zentrum der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland befindet sich in der russischen Hauptstadt Moskau 101000, Starosadski 7/10, Haus 8, in der St.-Peter-und-Paul-Kirche.
Synode
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Oberstes verfassungsgebendes und entscheidendes Organ der ELKER ist die regionale Synode. Deren Präsidentin ist Pröpstin Olga Temirbulatowa.
Die ELKER nimmt durch ihre Vertreter auch an der Synode der Mitgliedskirchen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS) teil.
Bischof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die geistliche Leitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland obliegt dem Bischof. Er gehört auch zum überregionalen Bischofsrat der ELKRAS.
Amtsinhaber:
- 1992–2007: Siegfried Springer
- 2007–2010: Edmund Ratz
- 2010–2022: Dietrich Brauer (nach heftiger Kritik am Überfall Russlands auf die Ukraine floh er nach Deutschland und trat zurück)
- 2022–2023: Andrei Dschamgarow (Andrey Dzhamgarov),[1] nur drei Monate nach seinem Amtsantritt an einem Schlaganfall gestorben[2]
- seit 2023: Sergei Golzwert[3]
Konsistorium
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2006 hat die Synode die Einrichtung eines Konsistoriums als kirchenleitendes Organ neben Synodalpräsidium und Bischofskanzlei beschlossen. Es setzt sich zusammen aus dem Bischof, seinem Stellvertreter, dem Leiter der Bischofskanzlei, der Synodalpräsidentin, deren Stellvertreter sowie zwei gewählten Vertretern der Pröpstekonferenz.
Propsteien/Gemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Evangelisch-Lutherische Kirche Europäisches Russland zählt 170 Gemeinden und gemeindliche Gruppen. Sie werden von 48 Pastorinnen und Pastoren sowie 50 Predigerinnen und Predigern betreut.
Die Gemeinden gehören zu insgesamt elf Propsteien[4], an deren Spitze ein Propst bzw. eine Pröpstin steht:
- Baschkirisch-Orenburg, Sitz: Ufa (Propst Sergei Golzwert), Kirchengebäude: Evangelisch-lutherische Kirche (Ufa)
- Kaliningrad (Königsberg) (Propst Sergei Golzwert)
- Nord-Kaukasus, Sitz: Krasnodar (Propst Sergei Golzwert)
- Nord-West, Sitz: Sankt Petersburg (Leningrad) (Propst Matthias Zierold)
- Orenburg (Pröpstin Inessa Thierbach)
- Perm
- Saratow
- Uljanowsk/Samara, Sitz: Samara (Pröpstin Olga Temirbulatowa)
- Untere Wolga, Sitz: Wolgograd (Stalingrad/Zarizyn) (Propst Oleg Stuhlberg, bis 2006 Dietrich Hallmann)
- Wolga-Kama, Sitz: Kazan
- Zentrale Propstei, Sitz: Moskau (Propst Viktor Weber, stellv. Bischof)
Größte Propstei ist die Propstei Kaliningrad mit 44 Gemeinden, denen zumeist russlanddeutsche Aussiedler angehören.
Die Pröpste sind durch regelmäßige Pröpstekonferenzen in der weitläufigen ELKER miteinander verbunden.
Partnerkirchen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Partnerkirche der ELKER ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELKA)
- das Berliner Missionswerk
- Außerdem bestehen Kontaktbeziehungen:
- Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zur Region untere Wolga,
- Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) zu den Propsteien Kaliningrad und St. Petersburg
- Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens zur Propstei Orenburg
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm Kahle: Wege und Gestalt evangelisch-lutherischen Kirchentums. Vom Moskauer Reich bis zur Gegenwart. Martin-Luther-Verlag, Erlangen 2002, ISBN 3-87513-117-7.
- Joachim Willems: Lutheraner und lutherische Gemeinden in Russland. Eine empirische Studie über Religion im postsowjetischen Kontext. Martin-Luther-Verlag, Erlangen 2005, ISBN 3-87513-142-8 (Hamburg, Universität, evang. theol. Dissertation, 2003).
- Lutherischer Dienst, ISSN 2196-5978, Jg. 48 (2012), Heft 2: Themenheft Europäisches Russland.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Evangelisch-Lutherische Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (russisch)
- Kommunikationsausschuss Lutherischer Minderheitskirchen in Europa ( vom 24. Oktober 2014 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Russland: Neuer Bischof und Synodenpräsident für Europäisches Russland ( des vom 21. Oktober 2022 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 21. Oktober 2022.
- ↑ Pressemeldung des Gustav-Adolf-Werks vom 9. Februar 2023, abgerufen am 24. Februar 2023.
- ↑ Pressemeldung des Gustav-Adolf-Werks vom 19. April 2023, abgerufen am 25. April 2023.
- ↑ Europäisches Russland (= Lutherischer Dienst. Jg. 48, Heft 2 = Sondernummer). Martin-Luther-Verlag, Erlangen 2012.